2020-07-05 Auf und ab rund um das Dreiländereck

Nach der langen coronabedingten Pause durften endlich wieder unsere Wanderungen durchgeführt werden. 10 Wanderfreudige trafen sich zu einer fast 16 km langen Rundwanderung durch den Vijlenerbos.
Bei drückender, schwülwarmer Luft sind wir an den Steigungen ordentlich ins Schwitzen gekommen. Nur der teilweise kräftige Wind sorgte für etwas Abkühlung.


Zu einigen interessanten Stationen (im Text fett markiert) gibt es am Ende des Berichts kurze Erläuterungen.
Vom Wanderparkplatz an der Epenerbaan sind wir links vom Ausflugslokal Lodge 7 auf dem etwas unscheinbaren Fußweg gelaufen. Nach kurzer Zeit ging es schon steil aufwärts durch den Holsetter Wald.
Wie auf einer Achterbahn führte der Weg immer wieder rauf und runter, teilweise über sehr schmale, von fast mannshohem Farn umsäumte Wege. Nach vielen Abzweigungen hatten wir einen ersten Aussichtspunkt erreicht. Hier bot sich ein fantastischer Blick über das südlimburgische Heuvelland. In der Ferne konnten wir zwei spitze Türmchen sehen, die zum alten Klostertrakt der Abtei St. Benediktusberg in Mamelis gehören. Ebenfalls deutlich erkennbar war auch der Turm der Vijlener St. Martinus-Kirche.
Weiter ging es durch einen noch jungen Wald, in dem hauptsächlich Buchen und Birken stehen. Der abwärts führende Weg war steinig und manchmal auch zerklüftet. Rechts waren die Windräder von Vetschau und die alte Hofanlage von Einrade erkennbar. Streckenweise verlief unsere Wanderung nun auf der Grenzroute 6. Weiter ging es auf Feldwegen bis zum Dörfchen Holset. Am Fuße des Kirchenhügels befindet sich in einem Unterstand die Lambertus Quelle. Gegenüber der Quelle liegt, hinter Bäumen und einer Hecke versteckt, eine Mariengrotte, auch Lourdes-Höhle genannt. Hier war der optimale Platz für unsere Bananenpause.
Entlang der Heiligenmauer führte unser Weg nun in das Zentrum von Holset. Es folgte ein sehr versteckter, schmaler Fußweg entlang an Weißdornhecken. An deren Ende ging es auf einem Trampelpfad mitten durch ein Maisfeld weiter. Bei meiner Vorwanderung war der Mais ca. 1 Meter hoch und der Pfad deutlich erkennbar. Jetzt aber war alles anders, denn der Mais hatte mittlerweile eine Höhe von ca. 2 Metern erreicht. Bei dem ein oder anderen stellte sich das Gefühl in einem Irrgarten zu sein schon ein. Sichtlich erleichtert erreichten alle nach einiger Zeit den nächsten Querweg. Auf breiten Feldwegen und nach einer kurzen, asphaltierten Wegstrecke erreichten wir schließlich das Schloss Vaalsbroek und das Mausoleum, beides eine Hinterlassenschaft des Tuchindustriellen Von Clermont (1728-1795).
Unser Wanderweg führte nun am Mausoleum vorbei. Wir liefen weiter über eine große Streuobstwiese. Die schwarzen und roten Kirschen waren dick und reif und wir mussten unbedingt eine Naschpause einlegen. Dann ging es über mehrere Wiesenwege und dem Krijtlandpfad weiter aufwärts bis zum Gemmenicherweg. Das direkt vor uns liegende große, weiße Haus ist ein ehemaliges niederländisch-belgisches Zollhaus. Von dort führte unser Weg jetzt durch den Preusbos. Wir liefen ein Stück am Waldrand entlang bevor es dann durch den Wald bis zu einem schönen Kreuzweg und einer weiteren Lourdes Grotte ging. Hier machten wir die von allen lang ersehnte Mittagspause.
Gut gestärkt ging es jetzt ein kurzes Stück mit fast 12 % Steigung aufwärts über einen Trampelpfad. Unser Wanderweg führte uns nun durch den Schimperbosch, vorbei an dem Grenzstein Nr. 02. Steil auf- und abwärts liefen wir entlang der niederländisch-belgischen Grenze und erreichten wieder das ehemalige Zollhaus am Gemmenicherweg. Nach Überquerung der Straße ging es links weiter in den Wald. Streckenweise wurde der Weg so schmal, dass wir nur noch im Entenmarsch hintereinander laufen konnten. Am höchsten Punkt angekommen war der Wilhelminaturm für einen kurzen Moment zu sehen. Das letzte Stück der Wanderung zurück zum Start-Parkplatz führte uns durch den Malensbos. Direkt hinter dem Parkplatz liegt ein bekanntes Hügelgrab, ein Kindergrab.
Irene Steven

 

Der Vijlenerbos ist ein ca. 650 ha großes Wald- und Naturschutzgebiet in der niederländisch-limburgischen Gemeinde Vaals und besteht eigentlich aus mehreren Wäldern. Der Elzetterbos (nahe Elzet und Rott), der Kerperbos, der Holsetterbos (nahe Holset), der Malensbos (südlich der Epenerbaan), der Schimperbos (südwestlich von Wolfhaag ) und das Waldgebiet Vaalserberg. Der Vaalserberg verbindet sich mit ähnlichen Hangwäldern auf belgischem und deutschem Gebiet wie dem Aachener Wald und dem Preusbos. Zusammen werden diese Wälder als Drielandenbos bezeichnet. Untergebiete des Waldes sind normalerweise nach nahe gelegenen Dörfern und Weilern benannt.
Zwischen Vijlen, Epen und Vaals findet man hauptsächlich flache Hochebenen, der Rest sind Hänge. Die ziemlich ausgedehnten Hangwälder zeichnen sich durch signifikante Höhenunterschiede von ca. 100 Metern aus, höchster Punkt mit 323 Metern ist der Drei-Länder-Punkt, der niedrigste ist mit etwa 150 Metern nicht weit vom Geul entfernt. Die Wälder bestehen aus einem Viertel Nadelwald und dem Rest Laubwald. Die höheren Teile haben eher arme, saure Böden mit der damit verbundenen Vegetation von Birken-Eichen-Wäldern mit viel Preiselbeere und Adlerfarn.
Die Epenerbaan wurde in den fünfziger / sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zwischen Epen und Vaals als eine sogenannte „Touristenstraße“ durch die Vijlener Wälder gebaut.
Das Kloster liegt auf einer Anhöhe mit Blick auf das Selzerbeek-Tal. St. Benedictusberg Abbey, auch Mamelis Abbey, ist ein Benediktinerkloster, 1922 in Mamelis gegründet.
Die Kirche wird als die am höchsten gelegene Kirche der Niederlande bezeichnet. Die Aussage ist nicht ganz richtig. Die Fundamente der Kirchen von Hulst und Holset liegen höher, da diese Kirchen aber nicht so hohe Türme besitzen, trägt die Vijlener St. Martinus-Kirche die Bezeichnung „höchstgelegene Kirche“ der Niederlande zu Recht. Die Spitze dieses Turms liegt auf 242 m über NAP.
Einrade: Das frühere Schloss und Hof Einrade gehörten zur Pfarre Holset. Das Schloss ist verschwunden. Aus dem Jahr 1740 stammt die Farm, ein Bauernhof der ehemaligen alten Burg. Hoeve Einrade (Einrath), ist eine restaurierte historische „Reliefbank“ des Landes Vaals. Von diesem Ort aus wurde im Mittelalter Verwaltung und Justiz geschaffen. Sie diente bis 1977 als Hofanlage. Seit 1970 werden Teile davon als Hotel genutzt.
Holset hat 9 nationale Denkmäler, darunter verschiedene Fachwerkfarmen und mehrere Grabhügel im Vijlenerbos. Im Zentrum liegt auf einem Hügel die Kirche SH Lambertus und Genoveva, die dem Heiligen Lambert von Maastricht und Genoveva von Paris gewidmet ist. Vor 2000 Jahren stand dort ein Tempel der Eburons. Holset ist auch bekannt als ein Zufluchtsort für die seltene Hebammenkröte, früher in ganz Europa verbreitet steht sie heute auf der roten Liste. Der limburgische Name für die Kröte "Klükske" bezieht sich auf ihren Klang während der Paarungszeit, der dem einer winzigen Glocke ähnelt.
Lambertus-Quelle: In prähistorischen Zeiten hatten die Eburones auf dem Hügel einen Tempel, der Bel gewidmet war, errichtet. Der Legende nach wurde die Quelle vom Gott Bel vergiftet als die Dorfbewohner zum Christentum konvertierten. Als 692 Bischof Lambertus von Maastricht Holset besuchte segnete er die giftige Quelle. Mit dem Segen des Brunnens kam ein höllischer Drache heraus. Seitdem soll die Quelle eine Wunderquelle gewesen sein. Das Wasser soll angeblich heilend bei Augenleiden wirken.
Die Lourdes-Höhle ist in eine lange, hohe Steinmauer, der Heiligenmauer, eingebettet. Diese Mauer wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. In der Höhle steht eine Marienstatue. Auf dem Boden steht eine Statue einer knienden Bernadette. In der rechten Ecke des Komplexes befindet sich eine Dekoration mit drei Säulen in Mini Form, die sich möglicherweise auf die Geißelstange bezieht, an der Christus ausgepeitscht wurde. Links an der Wand befindet sich etwas, das einem stark beschädigten Altar ähnelt. Umgeben ist das Ganze von einem langen, schmiedeeisernen dekorativen Zaun.
Schloss Vaalsbroek: Die Schlossanlage steht seit dem 24.Juni 2002 unter Denkmalschutz. Ihre Wurzeln liegen im 13. Jahrhundert, als am selben Ort ein Lasshof stand. Ein erstes Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert wurde zwischen 1733 und 1736 von Leonard Lamberts von Cortenbach durch ein repräsentatives, dreiflügeliges Schloss im Stil des Klassizismus ersetzt.
Von Clermont erwarb 1761 den Adelssitz Vaalsbroek mit angeschlossener Mühle aus dem 15.Jahrhundert. Die Reste des Hauptgebäudes wurden schrittweise zu seinem Landsitz, dem heutigen Schloss Vaalsbroek, mit Wohnhaus, Bürotrakt und einer Fabrikationsanlage zum Scheren, Färben und Pressen der Tuche umgebaut. Von Clermont hatte ursprünglich seine Produktionsstätten in Aachen. Da aber die rigiden Gesetze des Zunftwesens der Stadt Aachen ihm untersagten, Weber und Tuchscherer in einem Haus zu vereinigen und die genehmigte Anzahl der Webstühle auf vier zu beschränken, zwang ihn diese Situation dazu, sich im benachbarten Ort Vaals im holländischen Teil des Herzogtums Limburg nach geeigneten Möglichkeiten umzuschauen. Außerdem war es für ihn von Vorteil, als Protestant in der Zeit der Gegenreformation dorthin auszuwandern, da in Vaals ein Großteil der wohlhabenden und einflussreichen, innovativen Aachener Protestanten, die sich im streng katholischen Aachen Benachteiligungen ausgesetzt sahen, gerne aufgenommen wurden, besonders wenn sie zusätzlich adliger Herkunft waren
Heute wird das Schloss als Konferenzzentrum, Restaurant und Hotel der gehobenen Klasse genutzt.
Mausoleum: Bestattet sind im Inneren der Gruft Johann Arnold von Clermont und seine Frau Maria Elisabeth Emminghaus. Ihr Grab ist von einem Obelisken bekrönt, dessen stuckierter Sockel das Allianzwappen Clermont/Emminghaus zeigt.
1778 von dem Architekten Moretti gebaut, wurde es so konzipiert, dass dort auch weitere Familienangehörige des Paars bestattet werden konnten. An beiden Längsseiten befinden sich jeweils drei Reihen mit sieben Grabnischen, Kinder und Enkel Clermonts.
Hügelgrab: Eines der bekanntesten Grabhügel im Malensbos ist das „Kindergrab“. Das Grab hat seinen Namen von den Milchzähnen, die zwischen den Einäscherungsresten gefunden wurden. Es fehlen jedoch weitere wertvolle Vermögenswerte. Aus diesem Grund glauben auch Experten dass das Grab von den Römern geplündert wurde, da einige Scherben aus der Römerzeit gefunden wurden.
Im südöstlichen und östlichen Teil des Vijlenerbos befinden sich mehrere Grabhügel, alle auf die Bronzezeit datiert.

 

  • 20200705_09_56_52-DSC02957_Ka
  • 20200705_10_12_54-DSC02897_Kopie
  • 20200705_11_29_40-DSC02906_Kopie
  • 20200705_11_56_05-DSC02908_Kopie
  • 20200705_11_59_23-DSC02909
  • 20200705_12_03_52-DSC02914
  • 20200705_12_05_53-DSC02916
  • 20200705_12_32_43-DSC02918
  • 20200705_12_41_28-DSC02922_Kopie
  • 20200705_12_42_52-DSC02924_Kopie
  • 20200705_12_49_58-DSC02926
  • 20200705_12_54_25-DSC02927
  • 20200705_12_57_14-DSC02932_Kopie
  • 20200705_12_57_40-DSC02933_Kopie
  • 20200705_13_10_56-DSC02936
  • 20200705_13_19_56-DSC02943
  • 20200705_13_56_33-DSC02943
  • 20200705_14_14_48-DSC02944
  • 20200705_14_34_03-DSC02948
  • 20200705_14_41_10-DSC02951
  • 20200705_15_26_01-DSC02953
  • 20200705_15_53_40-DSC02955

Fotos: B.Klinkenberg.  Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann